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Juniorwahl: Ergebnisse im Vergleich

Auch in diesem Jahr hat unsere Schule an der Juniorwahl teilgenommen. Eine Schnellübersicht der Ergebnisse am Corvey war bereits am Abend des Wahltages veröffentlicht worden. In diesem Beitrag werden wir die Ergebnisse von 2021 mit den Ergebnissen aus dem Jahre 2017 vergleichen. Das erfolgt zunächst auf Basis der nationalen Juniorwahlergebnisse und dann mit Einblicken für das Gymnasium Corveystraße.

Mehr als eine Million Schüler*innen von 4500 Schulen in Deutschland haben in diesem Jahr an der Juniorwahl teilgenommen. Im Unterschied zu den bundesweiten Ergebnissen der Juniorwahl im Jahr 2017 hat die CDU/CSU mit 13,5% weniger Stimmen in diesem Jahr den größten Verlust gemacht. Diese Abneigung lässt sich auch bei der Bundestagswahl erkennen, bei welcher die CDU das niedrigste Ergebnis seit 16 Jahren entgegen nehmen muss. Woran das liegt, ist wahrscheinlich unterschiedlich begründbar. Ein Auslöser könnte sein, dass in diesem Jahr das erste Mal seit 16 Jahren nicht mehr Angela Merkel als Kanzlerkandidatin aufgestellt wurde, sondern ihre Parteifreund Armin Laschet. Er schien von Anfang an nicht so zu überzeugen wie seine Vorgängerin, was in seinem Fall natürlich auch nicht leicht war, denn die Wähler*innen waren einfach immer noch bis zur Wahl stark auf Frau Merkel konzentriert. Wegen der auch viele Wähler*innen der CDU überhaupt ihre Stimme an die Partei gegeben hatten. In diesem Jahr, mit einem neuen Kanzlerkandidaten, gab es diese Motivation nicht mehr und Wähler*innen haben deshalb eventuell einer anderen Partei ihre Stimme gegeben. Besonders bei Armin Laschet fällt auf, dass die Menschen, die die CDU bei der Bundestagswahl gewählt haben, mehrheitlich wegen der Partei und nicht wegen der Person gewählt haben.
Falls man sich fragen sollte, wohin dann aber die ganzen Stimmen derer, die dieses Jahr bei der bundesweiten Juniorwahl teilgenommen haben, gegangen sind, gibt es vor allem eine Partei die dafür verantwortlich sein könnte: die FDP. Sie hat ganze 9,7% dazu gewonnen hat und damit Platz drei belegtSie erhält 18.5% aller Stimmen der Schüler*innen, welche in diesem Jahr an der Juniorwahl teilgenommen haben. Das bedeutet wohl ein größeres Interesse, in die politische Mitte der Freien Demokraten, als in die standhafte und konservativ ausgerichtete CDU. Die FDP war bei der Bundestagswahl auch die beliebteste Partei unter den Erstwähler*innen, was darauf hinweist, dass ein grundsätzliches Interesse von der Jugend an dieser Partei angestiegen ist.
Doch auch das Bedürfnis nach einer Klimapolitik, welche klare Ziele setzt, ist um 2,7% angestiegen. Die GRÜNE hat mit insgesamt 20,6% die bundesweite Juniorwahl für sich entschieden. Das könnte zum einen an den immer schwerer wiegenden Folgen des Klimawandels liegen, welche mittlerweile auch viele Jugendliche in irgendeiner Weise persönlich treffen. Dadurch hat auf jeden Fall die CDU viele Stimmen verloren und die FDP welche dazu gewonnen. Die AfD hat dieses Jahr 0,9% weniger als bei der Juniorwahl 2017. Das könnte so begründet werden, dass die AfD innerhalb der letzten vier Jahre unattraktiver von ihrem Wahlprogramm her für die Jugend geworden ist, denn für die Über-18-Jährigen bei der Bundestagswahl scheint sie attraktiver geworden zu sein.
Die Jugendlichen in Deutschland sind bei dieser Wahl  eher links orientiert, mehr als bei der letzten Wahl, denn sie haben auch dafür gesorgt, dass die Linke 0,3% mehr erhält und insgesamt 7,6% aller Stimmen bekommt. Die SPD erhält nur 0,1% mehr, belegt damit aber trotzdem den zweiten Platz, was zwar auf gleichbleibendes Interesse hinweist, gleichzeitig aber auch auf eine Bestätigung von einer konstanten, zufrieden stellenden Art der SPD, sich zu verhalten, also auch Anpassungsfähigkeit von der Partei an die Umstände, hinweist.
Allerdings fällt noch auf, dass es 1,6% mehr der sonstigen Stimmen gab als vor vier Jahren. Grund dafür könnte eine Unzufriedenheit gegenüber der Bundestagsparteien sein, welche in den letzten vier Jahren entstanden sein müsste. Außerdem kann auch der Wahl-O-Mat dafür verantwortlich sein. Er zeigt einem auch kleine, unbekannte Parteien an, welche aber vielleicht eine hohe Passung zu den eigenen Positionen aufweisen.
Insgesamt kann man daraus schließen, dass es keine klaren Mehrheiten gibt, sondern eher ein ausgeglichenes Ergebnis, welches sich aber eher links und besonders grün hält.

An unserer Schule haben wir ein eindeutiges Ergebnis: Sowohl bei der Erststimme als auch bei der Zweitstimme konnten die GRÜNEN in diesem Jahr die Wahl ganz klar für sich entscheiden. Mit gewaltigen 53,9% erhalten die GRÜNEN mit Abstand den größten Anteil der Zweistimmen. Im Jahr 2017 hatten sie mit 32,5% zwar auch gewonnen, jedoch ist es sehr bemerkenswert, dass sie in diesem Jahr noch so viel mehr Stimmen für sich gewinnen konnten. Auf dem zweiten Platz landete die SPD, jedoch nur mit 82 Stimmen. Das entspricht 14,7%. Knapp dahinter liegt die FDP mit 78 Stimmen (14%). Auf dem vierten Platz liegt die LINKE mit 47 Stimmen (8,4%). Ganz klar an Stimmen verloren hat die CDU, die bei der letzten Wahl noch auf dem zweiten Platz war und jetzt mit 17 Stimmen nur den fünften Platz belegt und damit sogar unter die 5-Prozent-Hürde rutschte. Anders als beim Ergebnis der Bundestagswahl erhielt die AfD am Corvey mit 6 Stimmen (1,1%) weniger Stimmen als andere Parteien, welche in der Regel in der Gruppe „Sonstige“ zusammengeführt werden. Diese Beobachtung konnte aber schon beim Ergebnis der letzten Juniorwahl gemacht werden.

Auch auf Ebene des Wahlkreises hat sich die Schülerschaft am Corvey klar für den Direktkandidaten der GRÜNEN ausgesprochen. Till Steffen bekam 265 Erststimmen. Vor vier Jahren konnte noch Niels Annen von der SPD den Sieg für sich verbuchen. Auch bei dieser Juniorwahl stand er zur Wahl, belegte mit 124 Stimmen aber nur den zweiten Platz. Es lässt sich bei den Erststimmen also deutlich erkennen, dass das Corvey sehr grün gestimmt ist und im Vergleich zur Wahl 2017 die GRÜNEN noch beliebter geworden sind, wohingegen die SPD an Stimmen verloren hat. Die CDU mit Rüdiger Kruse landete mit 15 Stimmen nur auf Platz 5. Im Jahre 2017 lag der Kandidat noch auf Platz 3, eine eindeutige Niederlage. Stimmen hinzu gewinnen konnte dafür die Kandidatin der FDP, Carolin Hümpel, die mit 65 auf Platz drei landete.

Wie lässt sich dieses besondere Ergebnis am Corvey erklären?
Die GRÜNEN konnten die Juniorwahl auf bundesweiter Ebene zwar auch gewinnen, jedoch nicht mit so einer großen Mehrheit, wie es an unserer Schule der Fall war. Wir haben einige Schüler*innen nach Abgabe ihres Wahlzettels befragt.
Bekanntlich ist das Corvey eine Klimaschule: Sie setzt sich deutlich für die Umwelt ein, beginnend mit dem Amt der Klimawächter, bei dem schon die 5. Klassen sofort mit dem Thema konfrontiert werden. Auch hat die Bewegung Fridays for Future an unserer Schule schon eine Rolle gespielt. Es wurden Aktionstage organisiert, an denen teilweise ganze Jahrgänge gemeinschaftlich zu Demonstrationen für das Klima gegangen sind. Natürlich hat unsere Schule auch eine Klima-AG, bei der sich die Schüler*innen auch außerhalb der Unterrichtszeit ganz aktiv mit dem Thema auseinandersetzen können. Die GRÜNEN stehen außerdem für Gleichberechtigung, Selbstbestimmung, und eine vielfältige, offene Gesellschaft. Das sind offenbar Themen, die unsere Schülerschaft ansprechen oder als wichtig empfunden werden.
Auch ist es nicht lange her, dass die Lokstedter Gespräche an unserer Schule stattgefunden haben, bei dem die Schüler*innen die Kandidierenden des Wahlkreises persönlich kennenlernen konnten. Anscheinend hat Till Steffen bei dieser Podiumsdiskussion sehr gut überzeugen können, was letztendlich auch seinen klaren Sieg mit befördert haben könnte.
Insgesamt scheint das Corvey die Simulation der Bundestagswahl auch in diesem Jahr Ernst genommen zu haben und einen respektvollen und gewissenhaften Umgang mit der Möglichkeit, eine Stimme abzugeben, besessen zu haben. Wir sind sehr gespannt, wie die Corveyaner bei der nächsten Juniorwahl in vier Jahren abstimmen werden.

Beitrag von Vanessa und Nele (S1 Profil Medien und Gesellschaft)