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Lernen durch Engagement – Schüler wollen Leben retten

Lernen-durch-Engagement (LdE) ist Demokratie-Lernen und lebt von der Mitbestimmung. Schüler*innen entwickeln im Rahmen des Unterrichts ihre eigenen Ideen für ihr persönliches Engagement und werden darin unterstützt, Projektideen weitgehend selbständig umzusetzen. Durch ihre Projekte lernen Kinder und Jugendliche neue Perspektiven, Menschen, Lebenswelten und Berufsbilder kennen. Kinder und Jugendliche erleben, dass sie Einfluss auf gesellschaftliche Probleme nehmen können. Das macht selbstbewusst und stärkt demokratische Kompetenzen. Bei der Projektarbeit können in der Schule gerade auch solche Fähigkeiten entdeckt werden, die im normalen Unterricht weniger zum Tragen kommen, zum Beispiel Empathie, Tatkraft, Mut auf Menschen zuzugehen und sich auf andere Milieus, Generationen und Denkweisen einzulassen.

Im Schuljahr 2022/2023 nahmen auch die Schüler*innen des Profils „Medien und Gesellschaft“ an LdE teil. Im Seminarfach entwickelten die Schüler*innen in Arbeitsgruppen über den Zeitraum eines halben Jahres Konzepte für soziales Engagement im Stadtteil Lokstedt. Die Schüler*innen mussten sich für ihr Engagement einen Kooperationspartner suchen und erst einmal herausbekommen, wer Hilfe braucht und in welcher Form.

Eine Schülergruppe, bestehend aus Bennet und Felix hatte sich vorgenommen, im Rahmen ihres Projektes „Wiederbelebung“ einen Defibrillator für die Grelckstraße in Lokstedt anzuschaffen, da ihre Recherchen ergeben hatten, dass es in Eimsbüttel kein flächendeckendes Netz von Defibrillatoren gibt und eine solche Lücke konkret in Lokstedt zu finden ist. Ausgehend von der Tatsache, dass der Herzstillstand in Deutschland eine der häufigsten Todesursachen ist und im Fall der Fälle sehr schnelle Hilfe innerhalb von maximal fünf Minuten notwendig ist, sollten über jeden Stadtteil genügend Defibrillatoren verteilt sein und leicht zugänglich genutzt werden können. Innerhalb von Lokstedt gibt es zwar einen öffentlich zugänglichen Defibrillator, aber lediglich in einem verschlossenen Raum einer Tankstelle, auf den nicht ohne weiteres schnell zugegriffen werden kann. Um genau das zu gewährleisten, hatten sich Bennet und Felix nach einem geeigneten Ort für das Anbringen eines Defibrillators umgeschaut und waren in der Grelckstraße fündig geworden. Für die Planung und Umsetzung ihres Projektes mussten die Beiden viele Hürden überwinden, zum Beispiel ein geeignetes Gerät aussuchen und dessen Finanzierung von über 2.500 Euro durch eine Spendenkampagne gewährleisten, die Zukunftswerkstatt Lokstedt als Projektpartner gewinnen, mit dem Hauseigentümer Herrn Steiner Absprachen treffen, an dessen Immobilie das Gerät installiert werden sollte und letztlich dafür zu sorgen, dass der Standort des neuen Gerätes auch im Netzwerk für Defibrillatoren kartografiert wird. Letztlich reichte das halbe Schuljahr von der Zeit her nicht aus, um das Projekt bis zum Ende umzusetzen. Das hat Bennet und Felix aber nicht davon abgehalten, ihre Projektidee hartnäckig weiterzuverfolgen und sogar dann noch daran zu arbeiten, als sie bereits ihr Abitur geschafft und aus der Schule raus waren.

Schließlich war es dann am 30.08.2023 so weit und in der Grelckstraße fand die feierliche Eröffnung des neuen Defibrillators statt, bei der Bennet und Felix den anwesenden Gästen die Funktionsweise des Gerätes erklärten und in der Praxis die lebensrettenden Maßnahmen simulierten. Zu den Gästen gehörten unter anderem ein Mitglied der Zukunftswerkstatt Lokstedt, Herr Reimer, der Immobilienbesitzer, der sein Haus als Standort für das Gerät zur Verfügung gestellt hatte, Herr Steiner und der Bezirksabgeordnete der Grünen für Eimsbüttel, Herr Dorsch. In gemeinsamer Runde wurde darauf angestoßen, dass zwei Schüler es tatsächlich geschafft haben, in der Grelckstraße für mehr Lebensqualität zu sorgen und wer weiß, in Zukunft auch Leben zu retten. Engagement lohnt sich, auch für die Gesundheit!

Andreas Fischer (Koordinator Demokratieschwerpunkt)