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Zeitzeugengespräch mit Marione Ingram

Gegen das Vergessen

Marione Ingram, eine besondere Frau, die den Holocaust und den Hamburger Feuersturm überlebte, ließ das Gymnasium Corveystrasse am 02.05. an ihren bewegenden, eindrücklichen und sehr persönlichen Erinnerungen teilhaben und zeigte, wie wichtig es nach wie vor ist, auf Vergangenes zurückzuschauen, aber auch daraus für die Gegenwart und die Zukunft zu lernen.

Durch ihre Erfahrungen aus der Zeit des Nationalsozialismus, aber auch im Nachkriegsdeutschland, habe sie erkannt, was Menschen sich gegenseitig antun können und wie wesentlich es deshalb ist, sich für den Kampf gegen Angst, Hass und Diskriminierung von Minderheiten einzusetzen.

Ob man sich nun, wie sie selbst, im Kleinen für einen ausgeschlossenen Schüler in der Schule stark macht oder im Großen für die amerikanische Bürgerrechtsbewegung, die Hauptsache sei, liebevoll und vorsichtig miteinander umzugehen, zusammenzuhalten und gemeinsam aufzustehen, wo es nötig erscheint.

Gründe zur Vorsicht gebe es ihrer Ansicht nach auch heute noch genug, ob nun die Republikaner unter Donald Trump in den USA oder die AfD in Deutschland, Menschen seien wieder in Gefahr.

Gefragt nach ihrem Verhältnis zu Deutschland, meint Frau Ingram, sie habe zuerst Scham empfunden, in Deutschland geboren zu sein und hätte später nicht mehr in Deutschland leben können, weil sie es nicht mehr ertragen konnte, gehasst zu werden, etwa als einziges jüdisches Kind in der Schulklasse oder als Studentin von ihren Universitätsprofessoren. Sie empfinde aber keine Wut und betont, dass Deutschland seine Vergangenheit inzwischen aufgearbeitet habe und zeigen würde, wie man am besten mit Menschen umgeht.

Danach gefragt, was ihre Botschaft an die Jugendlichen von heute ist, antwortet Frau Ingram eindringlich, man müsse sich zwar nicht gegenseitig lieben, aber auf jeden Fall einander tolerieren, bereit sein, anderen zu helfen und aufpassen, was die Regierungen machen. Der Jugend gehöre die Zukunft, sie müsse sie aber auch gestalten.

Solange sie noch die Möglichkeit und Kraft dazu habe, möchte Frau Ingram auch weiterhin über Judenverfolgung und Naziterror berichten, denn sie sagt selbst, die Zeit drängt und sie muss einfach darüber reden, gegen das Vergessen.