Der NDR-Journalist Kai Küstner zu Besuch am Corvey
Der deutsche Journalist Christoph Heinzle, der von 2003 bis 2008 ARD-Südasienkorrespondent in Neu Delhi war und seit 2009 als Reporter für NDR Info tätig ist und sein Kollege Kai Küstner, der von 2008 bis 2013 das ARD-Hörfunkstudio Südasien leitete und seit 2013 als WDR/NDR-Korrespondent im ARD-Studio Brüssel tätig ist, brachten 2019 den Podcast „Killed in Action – Deutschland im Krieg“ heraus.
Der NDR umreißt das Projekt der beiden Journalisten mit den Worten: „Karfreitag 2010: Über acht Stunden lang liefern sich Fallschirmjäger aus Niedersachsen nahe Kundus ein Gefecht mit Taliban – das wohl schwerste in der Geschichte der Bundeswehr. Drei Deutsche sterben, acht werden verletzt. Die Bundesregierung spricht erstmals von Krieg. Kämpfen und Töten, Verwundung und Sterben gehören nun zur Bundeswehr. Die Ex-Korrespondenten Christoph Heinzle und Kai Küstner erzählen die Lebensgeschichten Beteiligter und zeichnen den grundlegenden Wandel der Bundeswehr in einer vierstündigen Serie nach.“
Im Januar diesen Jahres ergab sich die Möglichkeit eines Treffens am Corvey mit Oberstufenschülern*innen aus den Politikkursen von Frau Wulff und Herrn Fischer. Gerade weil im Fach Politik der Abiturschwerpunkt „Internationale Konflikte“ lautete, passte das Gespräch mit Herrn Heinzle und Küstner zu diesem Thema ausgezeichnet. Da Herr Heinzle am Tag des Treffens leider erkrankte, fand das Treffen schließlich allein mit Herrn Küstner statt.
Herr Küstner berichtete im Rahmen seines Podcasts anschaulich über die Berichterstattung aus Krisenregionen, wie Journalisten*innen sich vor Ort Informationen verschaffen, wie Reporter*innen auf ihre Arbeit in extrem gefährlichen Gebieten wie Afghanistan vorbereitet werden und wie er die Pressefreiheit aktuell einschätzt. Die Schüler*innen hatten auch zahlreiche Nachfragen zur deutschen Sicherheitspolitik, zur Einschätzung, ob der deutsche Afghanistaneinsatz als Erfolg bezeichnet werden kann und ob sich der Einsatz als Reporter*in letztlich lohne. Küstner zeichnete ein komplexes Bild der Verhältnisse in Afghanistan und es wurde deutlich, dass politische Lösungen Zeit brauchen und dem medialen Drang nach der Vereinfachung von Inhalten entgegenlaufen. Trotz zahlreicher Risiken lohne es sich, den Beruf des Journalisten zu ergreifen und letztlich mit zur Verteidigung von Menschenrechten und Grundwerten wie der Presse- und Meinungsfreiheit beizutragen. Gerade vor dem Hintergrund des Podcasts von Küstner und Heinzle wurde deutlich, dass sich die Deutschen klarer darüber werden sollten, was sie von der Bundeswehr im Rahmen der Sicherheitspolitik eigentlich erwarten und wie sie mit ihr umgehen wollen.
Andreas Fischer (Politiklehrer)