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„Jugend und Wirtschaft“ – Frieda schafft es in die Zeitung

Seit Anfang des Schuljahres 2019/2020 nimmt das Profil „Medien und Gesellschaft“ nun schon zum dritten Mal an dem einjährigen Projekt „Jugend und Wirtschaft“ teil. In Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ), dem „Bundesverband deutscher Banken“ und dem „Institut zur Objektivierung der Lern- und Prüfungsverfahren“ (IZOP) arbeiten die Schüler*innen als Journalisten für die Sparte „Jugend und Wirtschaft“ im Wirtschaftsteil der FAZ.

Die Schüler*innen sollen Berichte über interessante, besondere und bedeutsame deutsche Unternehmen schreiben. Die Bedingungen dafür sind, dass in der FAZ zu dem entsprechen Unternehmen noch kein Artikel erschienen sein darf. Deshalb heißt es auch erst einmal, nach neuen Unternehmensideen recherchieren, das ist gar nicht so einfach. Zudem müssen Interviews, am besten mit den Geschäftsführern, geführt werden, um an Zahlen, Daten und Fakten aus erster Hand zu kommen. Zuletzt gilt es, aus allen Informationen einen informativen, spannenden und unterhaltsamen Artikel zu schreiben, ganz schön anspruchsvoll!

Doch damit nicht genug, an diesem Projekt nehmen deutschlandweit aus 13 Bundesländern mehr als 50 Schulen mit Ihren Klassen teil. „Jugend und Wirtschaft“ erscheint an jedem 1. Donnerstag eines Monats im Wirtschaftsteil der FAZ im Umfang von 4 Seiten, pro Jahr werden ca. 60 Schülerartikel veröffentlicht. Die Konkurrenz ist also hoch und nur die besten Artikel schaffen es bis in den Wirtschaftsteil der FAZ.

Frieda aus dem Profil“ Medien und Gesellschaft“ (S2) hat es nun mit ihrem Artikel „Die Orange – höchstpersönlich“ zum Thema der Adoption von Bäumen in die Ausgabe der FAZ vom 05.03.2020 geschafft! Den Artikel könnt Ihr im Folgenden lesen oder direkt in der digitalen Ausgabe im Anhang. Viel Spass beim Lesen!

Andreas Fischer (Profilleitung „Medien und Gesellschaft“)

Die Orange – höchstpersönlich

Einen Baum adoptieren, dessen Früchte man dann geliefert bekommt: Das ermöglicht Crowdfarming. Die Erfinder kämpfen damit auch gegen die Essensverschwendung.

Knapp 12 Millionen Tonnen Lebensmittel landen jährlich nach Angaben des Bundeszentrums für Ernährung in Deutschland im Müll. Die Hälfte davon sind Abfälle aus der Erzeugung, der Verarbeitung und dem Groß- und Einzelhandel. Gegen diese Verschwendung kämpft das Unternehmen Crowdfarming. Die Idee stammt von den Brüdern Gonzalo und Gabriel Úrculo. Die beiden erbten 2010 die in der Nähe von Valencia liegende Orangenfarm ihres Großvaters. Zuerst versuchten sie den Anbau auf traditionellem Weg. Sie litten aber schnell unter den niedrigen Erzeugerpreisen. Mit einer ungewöhnlichen Idee konnten sie die Farm vor dem Bankrott bewahren.

„Die Enttäuschung über den Mangel an Transparenz der traditionellen Lebensmittellieferkette war der Anstoß, diese neu zu überdenken“, erzählt Lena Manz aus dem Marketing- und Kommunikationsteam von Crowdfarming. Deswegen etablierten die Brüder auf ihrer Farm Naranjas del Carmen ein Konzept zur Adoption der Orangenbäume – mit einer eigenen Lieferkette, die nicht zusätzlich über einen Händler oder einen Supermarkt führt, sondern direkt vom Landwirt zum Konsumenten. „Unsere größte Konkurrenz sind daher die Akteure dieser Lieferkette, also die Supermärkte“, erklärt Manz.

Durch diese direkte Verbindung werden nur die Produkte angebaut und geerntet, die knapp drei Tage nach der Ernte auch auf einen Konsumenten treffen. Dabei wird viel Wert auf einen umweltschonenden Transport gelegt. Bevor ein Lastwagen die Plantage verlässt, werden mehrere Bestellungen gesammelt und zusammen verschickt. Dadurch wird dem Käufer garantiert, dass der Laster vollbeladen ist. Die Produkte werden erst kurz bevor sie beim Kunden ankommen im optimalen Reifestadium gepflückt; sie lagern nicht in Kühlräumen und werden nicht mit chemischen Mitteln behandelt. Wie viel Crowdfarming an einem Produkt verdient, liegt daran, wie effizient der Transport verläuft.

„In letzter Zeit wurden viele Initiativen geboren, die Endverbraucher und Erzeuger verbinden“, berichtet Manz. „Was uns aber von anderen unterscheidet, ist, dass wir nur auf Bestellung anbauen und auch ernten.“ Erst durch diesen wichtigen weiteren Schritt werde eine Lebensmittelverschwendung vermieden.

Bei Ernteüberschüssen kann man auch einzelne Kisten bestellen. So entstehen fast keine Abfälle, auch weil man keine Schönheitsprinzipien beachtet. Es zählt allein der Geschmack. Beschädigte Orangen werden zu Marmelade weiterverarbeitet. Der Preis für eine Orangenbaum-Adoption liegt bei erstmals 80Euro und vom zweiten Jahr an bei 60 Euro. Dafür erhält man je Saison 80 Kilogramm Orangen. Nach Angaben von Manz besitzt ein Orangenbaum eine produktive Lebenserwartung von 25 bis 30 Jahren.

Ende 2015 wurden die ersten Orangenbäume auf Naranjas del Carmen adoptiert, und zwei Jahre später hatten sich weitere Landwirte dem Konzept von Crowdfarming angeschlossen. Sie können die Preise für ihre Produkte selbst bestimmen. Im selben Jahr ging dann die Internetseite von Crowdfarming online. Dort findet man inzwischen gut vierzig Projekte in sieben Ländern. Laut Manz umfassen die Projekte insgesamt rund 39000 Adoptionen: vom Öl des eigenen Olivenbaums bis hin zum Käse des eigenen Schafs. In Deutschland und anderen nördlichen Ländern sind Zitrusfrüchte wie Clementinen, Orangen und Zitronen besonders beliebt. „Die Farmer erzielten in den ersten 11 Monaten 2019 insgesamt sechs Millionen Euro“, berichtet Manz.

Die Plantage von Naranjas del Carmen besteht aus rund 21000 Orangenbäumen. „Die Hälfte davon sind junge, neu gepflanzte Bäume. Sie alle haben einen Paten. Zu jedem kleinen Baum gibt es einen ,großen Bruder‘, damit wir den Baumpaten schon von Beginn an die reservierte Ernte zuschicken können. Ein Orangenbaum trägt erst ab etwa dem fünften Jahr Früchte“, sagt Manz.

Bei Crowdfarming wird der Konsument zum Bauern. Als „Crowdfarmer“ bezahlt er den Unterhalt des adoptierten Bäumchens. „Diese Personen wissen, woher ihre Lebensmittel kommen, wer sie unter welchen Bedingungen angebaut hat, wann genau sie geerntet wurden und wie die Erntezeit verlaufen ist“, sagt Manz. Sie kümmert sich unter anderem darum, dass im Fall von Verzögerungen durch Regenfälle die Crowdfarmer informiert werden.

Diese schnellen Benachrichtigungen schätzt die Kundin Pero Hantel: „Verzögerungen können immer vorkommen. Aber wenn es eine zeitige Nachricht und auch den Grund dafür gibt, kann man das nachvollziehen.“ Hantel ist seit April 2017 Crowdfarmerin. Sie hat zehn verschiedene Adoptionen, unter anderem Weintrauben, Balsamico, Käse, Rotweinessig und Granatäpfel. Sie bestellt auch für Freunde und Familie. „Mir gefällt, dass ich mit meinem Einkauf bei Crowdfarming direkt kleine und oftmals auch junge Landwirte unterstützen kann, die dann auch einen fairen Preis für ihre Arbeit bekommen“, sagt Hantel.

Zu der Transparenz gehört die Rückverfolgung. Der Crowdfarmer weiß genau, woher seine Lebensmittel kommen. Auch besteht die Möglichkeit durch einen GPS-Code den adoptierten Baum zu „besuchen“. Im Mai 2018 hat Hantel das erste Mal ihren Orangenbaum bei Naranjas del Carmen besucht. Auch ihren Mandelbaum hat sie schon begutachtet. Einmal im Jahr werden zusätzlich Fotos des eigenen Baums ins Internet gestellt, damit man sieht, wie er sich entwickelt.

Crowdfarming soll sich nach Manz zu einer sozialen landwirtschaftlichen Revolution entwickeln und das Bewusstsein für einen verantwortungsvollen Konsum wecken.

Frieda, Gymnasium Corveystrasse S2